Eindrücke, die unsere Seele berührt haben
Text und Fotografie: Fabio Süess
Eine fotografische Reportage für Private Safaris​​​​​​​ ​​​​​​​

Veröffentlicht im Private Safaris Katalog „Südliches Afrika“ 2024/25
Fabio Süess und Reiseleiterin Anna Conte stehen gemeinsam an einem Holztisch im Safari-Camp in Botswana. Vor ihnen liegt eine Kamera mit großem Teleobjektiv. Beide lächeln in die Kamera, im Hintergrund dichter, grüner Busch.
Während der Reise hatte ich das Glück, gemeinsam mit Anna Conte unterwegs zu sein – einer erfahrenen und großartigen Reiseleiterin von Private Safaris. Die Kamera war immer griffbereit – und dieser Moment blieb hängen.
Als unsere Reise ins südliche Afrika begann, hatten wir keine Vorstellung davon, wie tief uns diese Expedition in die Schätze der Natur, Kultur und Geschichte ziehen würde. Das Betreten afrikanischen Bodens begann mit einem sportlichen Lauf durch den grossen Flughafen von Johannesburg. Wir mussten den Anschlussflug nach Zimbabwe erreichen, da unsere Flugroute aufgrund der angespannten Lage in Niger geringfügig geändert wurde. 
In Victoria Falls angekommen, erwartete uns Duncan mit einem herzlichen Willkommen in Afrika, dem faszinierenden Kontinent voller Kontraste und unvergesslicher Erlebnisse. 
Dann ging es zum Kleinbus, wo ich direkt hinter Duncan Platz nahm, um möglichst viel über Zimbabwe zu erfahren. Jeder Baum war mit einem Plakat versehen. «Wer ist dieser Mann?», fragte ich ihn. Von diesem Moment an entwickelte sich unser Gespräch intensiver, da es sich um den Präsidenten von Zimbabwe handelte. Es war offensichtlich, dass Duncan nicht mit dem Präsidenten auf der gleichen Wellenlänge war, sowohl sichtbar als auch hörbar. Er fragte mich: «Pflastert ihr in der Schweiz auch jeden Baum mit Präsidenten-plakaten zu?». Ich verneinte und erklärte, dass es bei uns zum Glück anders sei. Die Fahrt gestaltete sich so zu einem amüsanten Erlebnis.
Weiterreise nach Zambia 🇿🇲
Beim Grenzübertritt zu Fuss nach Zambia verabschiedeten wir uns von Duncan. Während die zambische Zollbeamtin meinen Reisepass kontrollierte und stempelte, durchsuchte eine kleine Meerkatze hinter ihr den Abfalleimer nach etwas Essbarem. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst: Das ist Afrika.
Unser zambischer Chauffeur Basle brachte uns zum Ufer des Zambesi-Flusses, wo wir auf ein kleines Boot umstiegen und auf der Fahrt ins Toka Leya Camp den ersten wunderbaren afrikanischen Sonnenuntergang erleben durften.
Dort nahm uns bereits eine Mitarbeiterin des Camps freudig in Empfang. Hier lernten wir auch unseren Guide Richard kennen, der uns auf der gesamten Reise begleitete. Nach einem kurzen Briefing bezogen wir für zwei Nächte unsere Unterkunft.
Von diesem Camp aus besuchten wir die beeindruckenden Victoriafälle. Als absolutes Highlight des Tages entpuppte sich die überraschende Begegnung mit einer Breitmaul-Nashornmutter und ihrem drei Monate alten Nachwuchs. Im Camp fiel uns auf, dass die Angestellten stets eine handgemachte Steinschleuder bei sich trugen, um zu verhindern, dass die süssen, kleinen, aber auch frechen Meerkatzen sich auf das Buffet stürzten. Besonders die Muffins erfreuten sich bei den Meerkatzen grosser Beliebtheit. Sobald man ihnen mit der Steinschleuder drohte, rannten sie davon.
Ein männlicher Löwe mit voller Mähne liegt im trockenen Gras der Savanne in Botswana und blickt ruhig in die Kamera.
Diesen Löwen entdeckte ich während eines Game Drives in Botswana. Er lag ruhig im Gras, seine Mähne vom Wind zerzaust, der Blick voller Würde. Es war einer jener Momente, in denen man den Atem anhält – still, nah und tief beeindruckend.
Pilot in Uniform sitzt im Cockpit eines Kleinflugzeugs und lächelt mit erhobenem Daumen in die Kamera.
Kurz vor dem Start unseres Fluges über Botswana drehte sich der Pilot noch einmal mit einem breiten Lächeln zu mir um. Der Daumen hoch und sein Blick sagten alles: „Alles gut – du kannst loslassen.“ Ein Moment, der mir meine Flugangst nahm und mich zum Staunen brachte.
Abenteuer im Botswanischen Delta: Natur hautnah erleben 🇧🇼
Nun war es Zeit, mit dem Kleinbus nach Botswana aufzubrechen. Dort erwartete uns eine wundervolle Bootstour auf dem Chobe River, einer einzigartigen Gegend mit zahlreichen Elefantengruppen und einer vielfältigen, farbenfrohen Vogelwelt. Das Mittagessen nahmen wir auf dem Boot ein, neben einer Elefantengruppe, die im Wasser planschte.
Danach stand die Premiere vor mir – die Erstbesteigung eines kleinen und engen Propellerflugzeugs der Marke Cessna, und das mit einem zusätzlichen 18 kg schweren Fotorucksack, für den ich einen Sitz extra gebucht hatte. Über 39 Jahre lang war ich der Überzeugung: «Ich werde NIE in ein kleines Propellerflugzeug steigen.» Die Türen wurden geschlossen, der Pilot gab seine Sicherheitsinstruktionen. Es gab kein Zurück mehr.
Der Propeller begann sich zu drehen, das Flugzeug beschleunigte und hob in den wolkenfreien Himmel von Botswana ab. Keine Gesichtsregung oder Handbewegung des Piloten entging mir. Die Worte von Anna: «Das ist richtiges Fliegen!», kamen mir in den Sinn. Die Zeit schien für mich stillzustehen, zumindest fühlte es sich so an. Es vergingen jedoch nur 40 Minuten!
Unsere Landung im Linyanti-Gebiet war, entgegen meinen Erwartungen, äusserst sanft. Am Flugfeld erwarteten uns bereits zwei Mitarbeiter des Camps mit zwei Geländefahrzeugen. Richard übernahm das Steuer und startete sofort einen ersten Game Drive mit uns. So durchfuhren wir die eher trockene Natur des Linyanti-Nationalreservats. Schon während unserer ersten Game Drive erlebten wir Zebras, die uns neugierig inspizierten und dann davon galoppierten. Auf einer Safari ist nie genau klar, wer wen genau beobachtet – wir die Tiere oder sie uns?
Das herzliche Team des Kings Pool Camps begrüsste uns mit Gesang. Wie bei allen folgenden Begrüssungszeremonien nannten sie jeden von uns mit dem korrekten Vornamen. «Wie machen sie das bloss?», fragte ich mich. Ich versuchte, mir auch die Namen der Mitarbeiter zu merken, schaffte es jedoch leider nicht bei allen.
Nach dem Willkommensbriefing konnten wir unsere Unterkünfte beziehen. Unser Gepäck wartete bereits im Zelt auf uns. Abgesehen von den Wänden und der Decke hatte dies nichts mit einem herkömmlichen Zelt zu tun. Das «Zelt» war grösser als meine 2 ½-Zimmer-Wohnung in der Schweiz. Aus dem Bett konnte ich genüsslich den Hippos zuschauen, welche im Wasser chillten. Am Abend begann das laute Konzert der «Glögglifrösche», welches jedoch nur bis 23 Uhr dauerte. Nach 23 Uhr ist Ruhezeit bei den Fröschen! Diese wurden durch die Laute von Hippos, Löwen und Hyänen abgelöst. Es folgten drei wunderschöne Tage im Linyanti-Gebiet, mit sehr vielen Tiersichtungen.
Unvergessliche Begegnung und Tierbeobachtungen 🦒
Die Überführung per Flugzeug ins Okavango Delta beeindruckte durch seine überwältigende Schönheit. Selbst aus der Perspektive des Flugzeugs konnte man nur erahnen, wie gross das Delta tatsächlich ist. Die spiegelglatte Wasseroberfläche und die kleinen grünen Inseln boten einen faszinierenden Anblick.
Meinem Naturerlebnis konnte ich nur ein Auge widmen, während das andere natürlich dem Piloten galt. Nein, natürlich nicht. Mit Annas Devise «Das ist Fliegen!» stimmte ich immer mehr überein. Das Fliegen begann mir sogar Spass zu machen. Bereits während des Landeanflugs konnten wir Elefanten sehen, die durch das kniehohe Wasser wateten. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, wie nah wir den Elefanten kommen würden.
Angekommen im Pelo Camp spürte man bereits eine gewisse Aufregung bei den Mitarbeitern. Tibao, der Manager des Camps, informierte uns darüber, dass sich ein imposanter Elefantenbulle im Camp aufhält. Von Anfang an blieb dieser majestätische Bulle während unserer gesamten Zeit im Camp ein hartnäckiger Begleiter. Bedächtig durchstreifte er das Camp auf der Suche nach seinem bevorzugten Grünfutter.
Ein knackendes Geräusch riss mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Der Mond erleuchtete die Nacht besonders hell. Schnell tastete ich auf dem Nachttisch nach meiner Brille. Und da war er – der Elefant. Die Rollos meines Zeltes hatte ich extra offen gelassen, um keine Begegnung mit dem Elefanten zu verpassen, sollte er zu unserem Zelt kommen. Vom Bett aus beobachtete ich ihn interessiert und hörte sein Ein- und Ausatmen durch den Rüssel. Nach einer Stunde verabschiedeten wir uns, und er besuchte ein anderes Zelt.
Am folgenden Morgen zeigte sich die Umgestaltung des Camps durch den «Gast» deutlich. Der sandige Weg war mit Elefantendung von der Grösse eines Basketballs dekoriert, während Büsche und Pflanzen niedergetrampelt waren. Beim Morgenkaffee erfuhren wir, dass der Elefant auch das Zelt von Ursy und Georg aufgesucht hatte. Ursy weckte sogar ihren Mann und verbat ihm zu schnarchen, da der Elefant darauf reagieren könnte, meinte sie.
Nach dem Morgenkaffee machte sich unsere Gruppe mit drei Mokoros auf den Weg durch das seichte Gewässer. Die Mokoros glitten geräuschlos vorbei an Elefantenherden, Moorantilopen, daumengrossen Fröschen, wunderschönen Wasserlilien und vielem mehr. Auf einer kleinen Insel, mitten im Nirgendwo, machten wir eine Pause. Die Guides zauberten einen Tisch mit Kaffee, Tee, Softdrinks und Plätzchen herbei – ein unvergessliches Erlebnis für die gesamte Gruppe.
Die zahlreichen umliegenden Schlammstellen wurden von Elefanten, egal ob gross oder klein, geliebt. Richard erfüllte mir in diesen drei Tagen alle meine Tierwünsche. Sogar ein Rudel Wildhunde konnten Richard und Shaya, der Spurenleser des Camps, aufspüren. Diese bedrohten Tiere sind äusserst schwer zu finden, da sie nicht ortstreu sind. Ich bewunderte jederzeit Richards Fähigkeiten, die Natur zu interpretieren. Wir konnten miterleben, wie 12 Wildhunde zu ihrer Abendjagd aufbrachen, und Richard schaffte es, sie mit dem Auto zu verfolgen. Die vier neugeborenen Wildhunde blieben mit einem Aufpasser an einem sicheren Ort und warteten, bis das Rudel mit Futter zurückkehrte.
Ein junger Afrikanischer Wildhund steht im trockenen Gras und blickt aufmerksam in die Ferne – aufgenommen bei einem unvergesslichen Moment in Botswana.
Ich liebe Wildhunde – und dieser Moment hat mir Gänsehaut beschert. Als dieses neugierige Jungtier vor uns auftauchte, war die Zeit für einen Augenblick still.
Ein Range Rover fährt bei tief stehender Sonne durch die staubige Savanne Botswanas – Safari-Abenteuer im goldenen Abendlicht.
Der Range Rover von Shaya, dem Spurenleser, fährt durch die staubige Savanne Botswanas im goldenen Abendlicht – ein Moment voller Ruhe und Wildnis.
Abschied von Afrika: Bleibende Erinnerungen und Dankbarkeit 🙏🏻
Am Ende der Reise fiel es mir etwas schwer, mich in Maun von Richard verabschieden zu müssen. Wir konnten so viel von ihm lernen und haben viel zusammen gelacht. Überhaupt waren wir eine sensationelle Gruppe, die richtig gut harmoniert hat. Auch Anna war eine sehr kompetente und tolle Reiseleiterin.
Diese Reise war nicht nur physisch, sondern auch spirituell fordernd, und sie hinterlässt ewig bleibende Eindrücke. Eindrücke, die unsere Seelen berührt haben. In jedem Sonnenuntergang, in jedem Tier, das vorbeizog, und in jedem Lächeln der Menschen begegnete uns die Herzlichkeit, die Schönheit und Faszination Afrikas – ein Kontinent, der uns verzaubert hat und uns mit einem Herzen voller Erinnerungen wieder nach Hause fliegen liess.
🇧🇼❤️
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